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a n n a l e o n i e _ s t a t e m e n t
Farbe von allen inhaltlichen oder gegenständlichen
Bindungen zu lösen, das Medium Farbe selbst zum
Inhalt künstlerischer Arbeit zu erklären, prägte den
Begriff des “Radical Painting” für eine Gruppe von
Maler.innen in New York, darunter Marcia Hafif,
Phil Sims, Joseph Marioni und weitere, die sich den
wesentlichen Mitteln der Malerei stellen.
1988 , in der Museumsausstellung
”La Couleur Seule, L´Expérience du Monochrome”,
in Lyon, Frankreich, wird dem künstlerischen Terrain
Monochromer Malerei und Wegbereiter.innen
in der Abstraktion, darunter der Russischen Avant -
garde, eine umfassende, erste Austellung in Europa
gewidmet.
Dieses kunsthistorische Bezugsfeld berührt meine
eigene künstlerische Suche, einen Weg in eine
Malerei der essentiellen Mittel. Waren es bei mono -
chromen Maler.innen der ersten Generation primär
künstlerische Untersuchungen zur Farbmaterie,
ihrer diversen Eigenschaften und Qualitäten im
reflektierten Einsatz von Pigmenten, Bindemitteln,
Malgründen, Bildträgerwerkstoffen, sowie subtiler
Befragungen des Farbauftrags, rückte in meiner
künstlerischen Arbeit ein spezifisches Potential der
Farbe mehr und mehr ins Zentrum :
ihr Potential eines unmittelbaren Dialogs mit
jeweils gegenwärtigen Lichtqualitäten, Ihre Offen -
heit und temporäre Präsenz als Farbwert.
Folglich lösten sich künstlerische Fragestellungen
von statisch geprägten Bildverständnissen, dem
in sich geschlossenen, vollendeten Gemälde -
format, in dem Farbe ins Bild gesetzt, Farbwerte
festhält. Entsprechend expandierte meine Arbeit
ins gegenwärtige Licht und Umfeld realräumlicher
Strukturen, die einfallendes Tageslicht filtern,
modulieren und brechen.
Architektur als Lichtgefäß,
der Prozess der Farbentstehung, Genese, Präsenz
und temporäre Erlebniswirklichkeit der Farbe, ent -
falten sich vor Ort, in der Freisetzung des subtilen
Spektrums einer Monochromie, im jeweils
gegenwärtigen Licht.