farb
studien
In künstlerischer Entwicklungs -
arbeit suchen aktuelle Arbeiten die
Tradition der klassischen Farbstudie
in ein offenes Format zu überführen,
in dem sich der Studiencharakter vor
Ort entwickelt, entfaltet und aufrecht
erhält. Ein subtiler, künstlerischer
Handlungsraum, in den auch Be -
trachter.innen einzutreten vermögen,
im Prozess ihres Wahrnehmens
fragiler Sichtbarkeitswerte einer
Monochromie, die sich im Licht eines
Raumkontinuums bricht, in temporäre
Stadien einer Farbe.
Im Spannungsfeld konträrer
Museumsformate des Bewahrens und
Zeigens sucht das Arbeitsvorhaben
Wahrnehmungsebenen zu entfalten,
die das Einzigartige musealer Inhalte
mit der Präsenz des nur Temporären
in Beziehung setzt, Lichtempfindlich -
keit und Fragilität der Farbe als Studie
vergegenwärtigt und reflektiert.
Der künstlerische Impuls zur Unschärfe
in einer Serie von photographischen Auf-
nahmen entstand unmittelbar vor Ort,
ein visuelles Zurücknehmen der Gegen -
ständlichkeit, stattdessen ein Focus auf
eine Wahrnehmungsebene sich temporär
entfaltender Farbwerte im gegenwärtigen
Tageslicht.
Die künstlerisch intendierte Offenheit
für gegenwärtige Tageslichtqualitäten
reflektiert eine weitere Werkgruppe
monochromer Zeichnungen in einer
licht - weiss hervortretenden Risskante
des mittig geteilten Photoprintpapiers.
Im zeichnerischen Duktus des
Weidenstrauch _ Putzes stehen
die Fassadenflächen der Villa
Esche im unmittelbaren Inein -
anderwirken mit gegenwärtigen
Tageslichtqualitäten.
Das reliefartige, abstrakte
Lineament entfaltet ein subtiles,
gelb bis ockerfarbenes Spektrum,
eine in sich strukturierte Mono -
chromie aus Licht und Schatten.
Während mehrmaliger Studienaufent -
halte vor Ort in der Villa Esche, war mein
künstlerisches Interesse auf Henry van
de Velde`s Arbeit mit Farbe konzentriert.
Dies bewusst auch unter dem Aspekt,
dass er ursprünglich und bis zu seinem
30. Lebensjahr Maler und Zeichner war.
Parallel, auf ganz anderer Ebene wieder -
holte sich vor Ort ein zeitgenössisches
Phänomen in Reisegruppen, die das
Gesamtkunstwerk der Villa Esche in einer
Führung besuchten. Dabei wurden im
Durchschreiten der Räume mit Routine
und touristischer Spontanität Aufnahmen
mit Smartphones erstellt.
Dieses geradezu universale, digitale
Format der Aneignung und des Transfers
von analogen Erfahrungsmomenten und
Welten, gab den Impuls zu künstlerischen
Reflektionen. Darüber entwickelte sich
der Gedanke einer digitalen Transparenz,
der Durchlässigkeit und Formatierung im
allgegenwärtigen Medium einer Wahr -
nehmung durch immerzu griffbereite
Smartphones.
In der Allgegenwärtigkeit von Smart -
phones von Besucher.innen innerhalb
musealer Ausstellunsformate, entwickelten
sich im Bezugsfeld meines künstlerischen
Arbeitsvorhabens analoge Abformungen.
Filigrane Gebilde, die das digtale Format
zeichnerisch - linear mit einer feinen
Lindenholzleiste von 0,5 mm offen um -
fängt. Der Gedanke der Fragilität von Farbe,
ihrer temporär erfahrbaren Präsenz als
Farbwert im jeweils gegenwärtigen Licht,
erhält darüber ein Pendant aus purem
Licht sich subtil verändernder Stadien.
Parallel entwickelten sich Abformungen
eines Smartphones als flächige Holzrohlinge
sowie entsprechende Zuschnitte aus Karton.
Im Grunde traditionelle Trägermaterialien
im Feld der Malerei und Zeichnung, jedoch in
unmittelbarem Bezug zu zeitgenössisch -
transportablen Formaten eines Smartphones.
Die ausgewählten Studien
wurden durch ein Arbeitsstipendium
der KdFS, Kulturstiftung des Freistaates
Sachsen gefördert und ermöglicht.
© anna leonie, vg bild - kunst bonn